JULIKA MAYER
REGIE / MISE EN SCENE - TRANSMISSION
VISUAL THEATER MARIONNETTES FIGURENTHEATER


NEUES VON DEN ALTEN (SOLO)
Premiere Festival AGITATO, Rennes (2007)
Idee und Spiel: Julika Mayer
Puppen: Paulo Duarte
Komposition: Morgan Daguenet
Dauer: 20 min
Koproduktion Le Triangle – Scène conventionnée danse (Rennes) / LàOù-marionnette contemporaine
Neues von den Alten ist die erste Arbeit, die in dem Projekt The Old Ladies Project entstanden ist.Eine fast lebensgroße Puppe, eine Spielerin und ein Musiker entwickeln einen sensiblen und improvisierten Parcours, in den die Interview-Materialien einfließen.Die Beziehung zwischen der Spielerin und der alten Dame wird bewusst sichtbar gemacht, die Spielerin manipuliert die Puppe offen und nicht versteckt.Das Spiel wird immer wieder neu mit Interviews angereichert, überall da, wo das Solo gastiert, finden neue Begegnungen vor Ort statt.Es kann in einer klassischen Theatersituation aufgeführt werden, aber auch an anderen nicht-theatralen Orten stattfinden.
"[...] es ist ohne Zweifel das Stück ‘Neues von den Alten’ von Julika Mayer, das von allen neueren Produktionen am stärksten die ethische Dimension des Dialogs zwischen Spieler und Figur aufzeigt. Paulo Duarte hat eine ‘alte Dame’ gebaut, die, angelehnt an die hyper-realistische Ästhetik des englischen Künstlers Ron Mueck, trotz ihrer Grösse (1,20m) erstaunlich wahrhaftig wirkt!
Während eine Sound-Installation gesammelte Gesprächsausschnitte von Interviews mit alten Frauen wiedergibt,
entwickelt die Spielerin unter einer Mischung von Lachanfällen, Erinnerungen und anderen Emotionen seitens des Publikums, ihr Duo: Sie nimmt die Vorfahrin auf die Knie, legt sich neben sie, stützt und wird gestützt, sie begleitet sie einige Schritte, um sie dann zum Tanz einzuladen, der sie in die Lüfte schwingt, auf einmal leicht und voller Anmut, wie im Innern eines Traums.
Zu klein, um in der Illusion des Realen gefangen zu bleiben, aber groß genug, damit wir daran glauben, erlaubt uns die Figur, uns mit ihr zu identifizieren. Der Horizont unserer erwünschten Sehnsucht darf sich auftun: Wir dürfen momentan die Grenzen des Alters vergessen, dem Tod geweihten Körper entkommen, die umsorgende Zuneigung der eigenen Kindheit zurückgeben, all diese völlig verdrängten Affekte zulassen. .. : neben diesen Projektionen und Emotionen findet sich hier das Postulat, «den anderen nicht alleine sterben zu lassen » (Lévinas) fast wortwörtlich herauf beschworen".
Didier Plassard: Die Figur verpflichtet, Ethik und Ästhetik zeitgenössischer Produktionen.
Théâtre / Public, n° 193, Gennevilliers, 2e trimestre 2009, p. 25.